Pressemitteilung vom 17.04.2008
Attac Deutschland

Hungerkrise zeigt die hässliche Fratze globalisierter Landwirtschaft

Attac: Ursachen beheben, statt Symptome zu kurieren

Anlässlich des globalen bäuerlichen Aktionstags heute hat das globalisierungskritische Netzwerk Attac die aktuelle Lebensmittelkrise als hässliche Fratze der Agrarpolitik der letzten Jahrzehnte bezeichnet. "Jetzt zeigt sich das wahre Gesicht einer Landwirtschafts- und Ernährungspolitik, die nur den Weltmarkt kennt", sagte Pia Eberhardt vom Attac-Agrarnetz.

Die Jahrzehnte währende Liberalisierungs-, Privatisierungs- und Investitionspolitik von WTO und Weltbank, der Europäischen Union und anderer mächtiger Akteure habe zu einer systematischen Vernichtung der bäuerlichen Landwirtschaft geführt. Immer mehr Länder des Südens können ihren Lebensmittelbedarf nicht mehr decken. Derzeit drängt die EU afrikanische und asiatische Staaten, weit reichende Freihandelsabkommen (Economic Partnership Agreements, EPAs) mit Europa abzuschließen, um ihre Agrarmärkte für europäische Unternehmen zu erobern. Gleichzeitig halten EU und Bundesregierung an ihrer zerstörerischen Politik der Exportsubventionierung fest.

"In der aktuellen Debatte wird die Lebensmittelkrise aber fast ausschließlich auf den Klimawandel, Agrotreibstoffe und veränderte Konsumgewohnheiten zurückgeführt", kritisierte Pia Eberhardt. Die diskutierten Lösungsansätze griffen ebenso zu kurz:

"Ein Stopp des Agrotreibstoff-Wahnsinns ist wichtig. Die Welternährungskrise wird das aber nicht beenden. Wir brauchen einen Paradigmenwechsel."

Der am Dienstag veröffentlichte Bericht des Weltagrarrates geht Attac zufolge in die richtige Richtung. In diesem macht das von der Weltbank und den Vereinten Nationen berufene Expertengremium die falsche Agrar- und Entwicklungspolitik der Wohlstandsstaaten für die Krise verantwortlich und spricht sich für Anbaumethoden aus, die den jeweiligen ökologischen und sozialen Bedingungen angepasst sind. "Aber dieser Erkenntnis müssen jetzt auch endlich Taten folgen", forderte Alexis Passadakis vom Attac-Koordinierungskreis. Dass das deutsche Entwicklungsministerium die Mitarbeit an dem Gremium als überflüssig ansehe, sei charakteristisch für die Haltung der Bundesregierung.

Seine Kritik an der bestehenden Agrarpolitik teilt Attac mit La Via Campesina, dem weltweit größten Zusammenschluss von in der Landwirtschaft tätigen Menschen.

Seit Jahren ruft der Verband am 17. April weltweit zu Widerstand gegen Unterdrückung der ländlichen Bevölkerung auf. Auch die Forderung nach Ernährungssouveränität teilt Attac mit Via Campesina. Dazu Alexis Passadakis:

"Ausrichtung auf regionale Märkte statt Weltmarktfetischismus, gemeinschaftliche Kontrolle der Landwirtschaft statt Monopole für Monsanto, Nestlé und Co. sowie Unterstützung der Landwirtschaft statt Liberalisierung um jeden Preis - nur das kann die ausreichende Produktion von qualitativ hochwertigen Lebensmitteln langfristig garantieren."

Informationen im Internet:
www.attac.de/agrarnetz
www.viacampesina.org