San Salvador, 7. Dezember 2011

An unsere solidarischen Freundinnen und Freunde

Wir möchten Sie grüßen und uns bedanken für Ihre Hilfe und Sie gleichzeitig informieren über einige Aktivitäten, die in diesem Jahr durch den Verein Jean Donovan in den verschiedenen Projekten realisiert wurden (Krankenstation Bruder Martin de Porres, Kindertagesstätte mit Kindern von 2 bis 6 Jahren, Kunsthandwerkstätte, Bibliothek, zwei Schulen unter freiem Himmel, Küchen, Schule Godofredo y Antonio de Graz), in denen Kinder bis zum 6. Schuljahr einschließlich lernen, ökologischer Bauernhof und Verwaltung. Dies alles wäre nicht möglich ohne die solidarische Unterstützung von Menschen wie Sie.

Im Laufe des Jahres wird in jedem Projekt versucht, Familien mit geringen ökonomischen Einkünften zu unterstützen. Zum Beispiel gibt es Kinder, die keine Geburtsurkunde besitzen. Um sie zu bekommen, müssen die Eltern ihre Kinder beim Einwohnermeldeamt anmelden und Geld ausgeben, das sie aber dafür nicht übrig haben. Andere (eine kleine Minderheit) besitzt keine Geburtsurkunde wegen Nachlässigkeit oder Desinteresse. Kinder, die sich in dieser Situation befinden, sind zu uns gekommen, damit sie weiter zur Schule gehen können. In den öffentlichen Schulen wird aber die Geburtsurkunde verlangt, wenn Kinder eingeschrieben werden wollen. Solche und ähnliche Fälle haben wir in unserer Schule gehabt und wir haben die Kinder finanziell unterstützt, damit sie ihr Dokument anfordern können. Dies hat Eltern und Schüler erleichtert.

Die Mehrheit unserer Schülerinnen und Schüler kommen aus Familien, in der die Hauptverantwortung bei der Mutter liegt, die durch informelle Aktivitäten (fremde Wäsche waschen, Kuchen und Brötchen verkaufen usw.) sich anstrengt, dass ihre Söhne und Töchter die Grundernährung bekommen (Bohnen, Reis, Maisfladen, Eier). Durch die Schule und Kindertagesstätte versuchen wir, den Kindern immer ein schmackhaftes und ausgewogenes Frühstück anzubieten. Ebenso durch ein Mittagessen für die Kinder in der Schule. Dies hat sich als ein gutes Angebot für die Schülerinnen und Schüler dieses Teils der Bevölkerung herausgestellt.

Was die Gesundheit angeht, haben wir diesen Dienst beibehalten. Er beinhaltet den Besuch einer Ärztin in Kindertagesstätte und Schulen. Das bedeutet einen ständigen Kampf mit den Eltern, die manchmal vergessen, Krankheitssymptome zu melden, die sie bei ihren Kindern entdeckt haben. Diese Benachrichtigung ist notwendig, damit die Ärztin weiß, welches Kind eine Untersuchung braucht. Die Kinder lieben es nämlich manchmal mehr, Ärztin zu spielen statt sich real untersuchen zu lassen.

Manchmal haben wir Fälle, in denen sich wenig Vertrauen in die Pflanzenmedizin zeigt, da sie mehr Zeit braucht, um eine Heilung zu erreichen. Auf einem Zettel schreibt die Mehrheit der Eltern, welche Medizin die Ärztin verschreiben soll. Auch ist es schwierig zu erreichen, dass die Eltern die Schwere der Krankheit ihrer Kinder frühzeitig erkennen und entsprechend ernst nehmen. Manchmal geben sie Medizin, die sie in den Läden der Nachbarschaft kaufen und sie zögern es hinaus, eine Krankenstation zu besuchen. So wie die Schülerinnen und Schüler in unseren Einrichtungen ärztlich versorgt werden, so geschieht es auch mit den Erwachsenen in unserer Krankenstation Fray Martin.

In unserer Schule orientieren wir die Erziehungsarbeit mit einer konstruktivistischen Sichtweise. Um diese zu verstehen, ist es notwendig, dass das Lehrpersonal die Techniken kennt und anwendet, die diese Sichtweise stützen. Immer wenn also jemand unsere Arbeit in der Schule kennenlernen möchte, geben wir ihm oder ihr einen Monat Zeit, unsere Arbeit kennenzulernen. In dieser Zeit lernen die Dozenten die Arbeit in verschiedenen Klassen und anderen Erziehungsprojekten kennen.

Am Ende des Monats gibt es Auswertungen an jedem Ort, in dem der Kandidat oder die Kandidatin gearbeitet hat und es wird die Leistung bewertet. In unseren Projekten benötigen wir dynamische, aktive, neugierige Personen, die fähig sind zuzuhören, die Vertrauen und Freundlichkeit schenken, aber auch Verhaltensgrenzen markieren können. Wir brauchen Lehrerinnen und Lehrer, die sich in einem ständigen Lernprozess befinden. Unsere Arbeit braucht viel Hingabe und Einsatz, weil die Kinder aus sehr schwierigen Situationen zu uns kommen. Eine Haltung der Suche erwarten wir auch von den Lehrerinnen und Lehrern, denen wir eine feste Stelle geben.

In diesem Jahr haben wir weiterhin einen Ausflug alle zwei Monate gemacht. In den vorangegangenen Jahren fuhren wir immer zum selben Ort. Aber in diesem Jahr haben wir gewechselt und das zur großen Zufriedenheit unserer Schülerinnen und Schüler. Diese Art von Aktivität gefällt unseren Schülerinnen und Schülern sehr so wie auch der Bauernhof nicht an Interesse verliert. Aus verschiedenen Gründen konnten in diesem Schuljahr nicht alle Schulklassen eine ganze Woche auf dem Land sein. Drei Klassen waren nur einen Tag dort, nahmen dieses Mal aber ihre Mütter mit.

Diese Gelegenheit konnte in diesem Jahr nur das vierte, fünfte und sechste Schuljahr nutzen. Während dieser Besuche kann man die Themen der Solidarität, der Freundschaft, des Respekts, Themen über die Natur durch Erforschung bearbeiten. Zum Beispiel Themen der Heilpflanzen, die auf dem Bauernhof wachsen. Es ist sehr interessant ihr Verhalten zu beobachten, wenn die Kinder nicht von ihren Eltern abhängig sind. Während der Woche spielen, rennen sie, reden über Themen, die sie interessieren, ohne dass sie ausgeschimpft werden (was in ihren Häusern häufig passiert). Die Eltern leben unter einem enormen Stress.

Auf dem Bauernhof können sie feststellen, wie ein Ort ist, der nicht so verschmutzt ist wie die Wohnviertel in der Stadt Soyapango. Es gefällt ihnen, an Aktivitäten teilzunehmen wie zum Beispiel das Säen von Gemüse, zuzuschauen, wie die Eier im Hühnerstall eingesammelt werden. Dies geschieht aber nur, wenn eine Lehrerin sehr interessiert ist und die Aktivitäten mit den campesinos koordiniert, die auf der Finca solche Art von Arbeiten verrichten.

Eine weitere Aktivität, die wir auch in diesem Jahr praktiziert haben, sind die "viernes libres" (Freitag frei). Sie bestehen in der Möglichkeit, an einer neuen und interessanten Aktivität teilzunehmen. Sie wird ausgewählt aus einer Liste von Vorschlägen, die das Lehrerpersonal von einem Monat vor dem Tag des "viernes libre" an macht. Ebenso haben wir auch die "ferias" nicht aufgegeben. Das sind ebenfalls Themen, die für die Erforschung ausgewählt werden. Nachdem die Forschung beendet ist, fertigt der Schüler ein Modell an, mit dem er den eingeladenen Eltern und seinen Klassenkameraden und anderen Lehrerinnen und Lehrern sein Forschungsergebnis erklärt.

In all diesen Aktivitäten versuchen wir zu erreichen, dass der Schüler oder die Schülerin Akteure sind. Das Ziel ist, eine Forschung-Aktion durchzuführen.

Zu unserer Schule kommen Kinder, denen es gefällt, in ihr zu sein, Kinder, die wegen ihres Verhaltens und wegen der geringen Geduld und dem geringen Verständnis einiger Dozenten aus anderen Schulen entlassen werden oder Schülerinnen und Schüler, die nicht die entsprechenden Dokumente besitzen (wie z.B. eine Geburtsurkunde). Mit diesen Kindern arbeiten wir. Deshalb ist es wichtig, dass in dieser Schule verständnisvolle, kommunikative, freundliche Erwachsene arbeiten, die aber auch Verhaltensgrenzen setzen können (kein laissez faire!), um so eine angenehme Arbeit zu erreichen in der Schulklasse, in der sie sich befinden.

Genau diese Art von Lehrerinnen und Lehrer suchen wir für die Schulen unter freiem Himmel, für die Kindertagesstätte und für die Bibliothek.

Die bisher erwähnte Arbeit interessiert die Kinder sehr. Aber es gefällt ihnen nicht, dass wir in der Schule Alternativen zu einigen auf dem Markt angebotenen Lebensmitteln suchen. Zum Beispiel: Ihnen würde gefallen, dass wir bei einem Fest süßen Sprudel ausschenken statt eines guten Fruchtgetränks. Auch dass in den Pausen Süßigkeiten angeboten werden statt einem Frühstück, das aus Gemüse von dem Bauernhof hergestellt wird. Im Allgemeinen machen sie immer Druck, damit in der Sportstunde Wettkämpfe stattfinden und dass es am Schluss eine Medaille für die beste Gruppe gibt. Wir schlagen Spiele vor, in denen sich alle vergnügen und wo es weder Gewinner noch Verlierer gibt. Es gibt eine Minderheit bei den Schülerinnen und Schülern, denen es gefallen würde, wenn sie in den Pausen völlig frei wären zu tun, was sie wollen (Diese Zeit wollen sie nutzen, um irgendeinen bösen Streich zu spielen!). während das Lehrpersonal für die Pausen Vorschläge macht, Tisch- oder kooperative Spiele zu spielen.

Es ist sinnvoll zu erwähnen, dass wir immer auf der Suche nach attraktivem erzieherischen Material von guter Qualität sind, damit sie länger halten. Viele davon werden in Holz reproduziert, so dass sie resistent sind gegen Herunterfallen. In letzter Zeit kaufen wir in bekannten Orten wie zum Beispiel in Flohmärkten. Diese Produkte sind billiger und qualitätsmäßig gleich.

Auch in diesem Jahr hat das Erziehungsministerium verfügt, dass alle Institutionen, die Erziehung anbieten, den geringsten Standards von Sicherheit genügen müssen. Wir haben Türen und Tore geändert, damit sie sich nach außen öffnen lassen. Wir haben Feuerlöscher gekauft und Apparate zum Entdecken von Rauch, damit die Feuerwehrleute eine Bescheinigung ausstellen konnten.

Für alles, was wir in den Sozialprojekten tun können, sind wir Ihnen sehr dankbar, denn weil Sie eine große solidarische Haltung haben, können sehr arme Familien begünstigt werden. Vielen Dank für Ihre Unterstützung! Wir möchten zu denjenigen gehören, die Sie beglückwünschen in diesen Weihnachtstagen und Ihnen Gottes Segen weitergeben für das Neue Jahr.

Magister Carolina López, Direktorin unserer Schule, stellvertretende Präsidentin der Asociación Jean Donovan
(Übersetzung ins Deutsche von P. Gerhard Pöter OP)