Eine "goldige" Zukunft?

Staatsstreich in Honduras. Die Regierung Kanadas reagiert sofort und erkennt die Putschregierung an. Die meisten transnationalen Konzerne, die den Goldbergbau betreiben, sind kanadischen Ursprungs. Noch kurz vor dem Putsch hatte der demokratisch gewählte, honduranische Präsident Zelaya versucht, eine Gesetzgebung voranzubringen, welche die giftigsten Bergbaumethoden verbieten sollte wie zum Beispiel die Goldbergwerke unter freiem Himmel.

Aber betreiben die linken Regierungen in Lateinamerika (Ecuador, Nicaragua, Venezuela, Bolivien, Brasilien) etwa keine extraktive Wirtschaft?

Es gibt davon zwei Sorten. Eine, bei der ein großer Teil der dadurch erzielten Erträge für die Bekämpfung der sozialen Misere ausgegeben wird. Eine andere, bei der die Erträge auf den Konten der einheimischen Oligarchie und der transnationalen Konzerne verbucht werden und bei ihnen bleiben.

Die erhebliche Beteiligung der armen lateinamerikanischen Massen an den Erträgen bedeutet nicht, dass der durch Extraktivismus erzeugte Umweltschaden bei dem ersten Modell nun auf einmal nicht mehr Umwelt- und gesundheitsschädlich ist.

Worin bestehen die negativen Konsequenzen?

Zunächst einmal der enorme Wasserverbrauch. Der Konkurrenzkampf zwischen Wasserverbrauch für die Goldminen, für die Landwirtschaft und die Bevölkerung wird von den Goldminen gewonnen. Die Flüsse trocknen einer nach dem anderen aus. Die Wasserreserven verschwinden auch in Folge der Explosionen, die zur Auffindung des Goldes notwendig sind. Ein anderes Problem ist die Anwendung eines tödlichen Giftes (Zyanid). In der Goldmine Cerro Blanco (Guatemala) werden täglich 6 Tonnen Zyanid verbraucht. Die Abfälle kommen in den größten Fluss El Salvadors, dem Rio Lempa. Vier Millionen Salvadorianer werden von dort mit Wasser versorgt. In verschiedenen Staaten Kanadas ist die Verwendung von Zyanid auf dem eigenen Territorium verboten.

Der Bergbau wird von den transnationalen Konzernen als Motor der Entwicklung angepriesen. Die Geschichte Boliviens zum Beispiel liefert den Gegenbeweis. Extraktiven Bergbau gibt es dort seit der Inkazeit bis heute. Doch (oder gerade deswegen) ist Bolivien das zweitärmste Land Lateinamerikas. Die Steuerabgaben, die von den transnationalen Konzernen den Staaten für die Schürfrechte angeboten werden, sind lächerlich gering. Die Verödung des Landes lassen sie kalt zurück.

Der Freihandelsvertrag zwischen den USA und den mittelamerikanischen Ländern bestimmt, dass Streitigkeiten zwischen Staat und Konzernen vor einem Tribunal verhandelt werden, das Teil der Weltbank ist. Der kanadische Konzern Pacific Rim hat dort vor kurzem die salvadorianische Regierung angeklagt, sie hätte nicht erlaubt, die Ausbeutung von Gold in einem Gebiet praktizieren zu lassen, das sich durch vorhergegangene Explorationen als positiver Ausbeutungsplatz erwiesen hätte. Der salvadorianische Staat sollte 100 Millionen Dollar Strafgeld bezahlen. Für solch ein kleines, armes Land eine enorme Last. Dieses Mal kam es wegen Interpretationsfehlern noch nicht zu einer Verurteilung, aber der salvadorianische Staat hat damit die Zuständigkeit des Weltbankgerichts anerkannt, eine für den transnationalen Konzern wunderbare Basis für zukünftig erfolgreichere Verhandlungen.

Der Präsident Funes sagte bei seinem Amtsantritt, unter seiner Regierung würde es keine Erlaubnis für die Ausbeutung der Goldminen in El Salvador geben. Wie sich bisher herausgestellt hat, ist bei solchen Verkündigungen Vorsicht geboten. Ja, während seiner Regierungszeit nicht, aber dann?

Die Anti-Mineria-Bewegung fordert deshalb hartnäckig ein Gesetz, dass allen Bergbau in El Salvador verbietet. Vor kurzem gab es wieder einmal eine Antwort: Zurzeit ist die Ausführung dieser Projekte nicht möglich in El Salvador. Die Bedingungen für den Goldabbau sind zurzeit nicht gegeben.

Aber, wann sollte das dann möglich sein? Es wird wieder einmal eine Tür aufgelassen und nichts festgelegt. In Costa Rica gab es größere Protestbewegungen, durch die schließlich erreicht wurde, ein Gesetz zu verfassen, das den Goldabbau ein für alle Mal und überall in Costa Rica verbietet.

In El Salvador wurden mittlerweile mehrere Anti-Mineria-Aktivisten und Aktivistinnen ermordet. Jugendliche, die in einem kleinen Dorf im Norden eine kommunitäre Radiostation betreiben, werden ständig eingeschüchtert und bedroht. Die Kriminalisierung derjenigen, die mit den Projekten der Goldgewinnung nicht einverstanden sind, soll Angst erzeugen und zur politischen Passivität verführen.

Was ist der Grund für so viel Hartnäckigkeit der transnationalen Konzerne?

Es ist der Preis des Goldes zur Zeit der Wirtschaftskrise. Zurzeit kostet eine Unze Gold ca. 1600 Dollar. Die Nachfrage nach diesem Metall ist groß. Wenn Du im Zentrum von San Salvador spazieren gehst, entdeckst Du im Abstand von zehn Metern Goldläden. Die Reichen suchen in solchen Zeiten Sicherheit. Das Vertrauen in den Dollar oder den Euro schwindet dahin...

Noch eine andere Zahl kann diesen Bericht abschließen: Um die Menge Gold zu fördern, die man für die Produktion eines Goldringes benötigt, müssen zwischen fünf und zwanzig Tonnen Gestein bewegt werden. Wüstenproduktion. Ein Indigena-Weiser sagte neulich: Das Gold lassen wir am besten dort, wo Gott es hingelegt hat, tief im Boden. Wenn wir es herausholen, gibt es Krieg und Zerstörung des Lebens.

von Gerhard Pöter, El Salvador, September 2012