Die Exodus-Erzählung, die Erzählung der Bibel von der Befreiung aus der Sklaverei, in Ägypten stiftet Unglauben
an die herrschenden Götzen (Dick Boer) und ermutigt dazu, diesen Unglauben nicht bloß zu bekennen, sondern aktiv und
militant in solidarischer Gemeinschaft zu leben und so Befreiung von Unterdrückung und Ausbeutung auch hier und heute
zu erkämpfen in der Nachfolge des vom Imperium Romanum gekreuzigten Juden Jesus und seiner Jüngerinnen und Jünger.
- Ich glaube nicht an den Gott der Herrschenden, den Gott der ägyptischen Pharaonen, des Königs Herodes, der römischen Kaiser, von Kaiser Wilhelm, Adolf Hitler, Augusto Pinochet und George W. Bush.
- Ich glaube nicht an den Gott der Kriegsverbrecher und Folterbosse, die die Völker beherrschen.
"Ihr wisst, dass die Herrscher ihre Völker unterdrücken und die Mächtigen ihre Macht über die Menschen missbrauchen" sagt Jesus über sie (Mt 20,25).
- Ich glaube nicht an den Gott der Generale und Feldherren, die ihren Ruhm durch Abschlachten von Menschenmassen auf den Schlachtfeldern der Kriege der Menschheitsgeschichte erwarben.
- Ich glaube nicht an den Gott der Reichen und Schönen, an den Gott des Herrn Ackermann und seiner Gang von der Deutschen Bank, von denen jeder im letzten Jahr mehr als zehn Millionen Euro abkassiert hat, während bei uns Arbeitslose jeden Cent dreimal umdrehen müssen, Millionen von Menschen in Hunger und Elend ums Überleben kämpfen.
- Ich glaube nicht an den Gott der Rassisten, die behaupten, ihr Gott habe sie als Herrenrasse eingesetzt, der Schwarze, Gelbe, Rote und alle, die anders aussehen als sie, unterworfen sind.
- Ich glaube nicht an den Gott derjenigen, die Flüchtlinge abschieben in Hunger, Elend, Gefängnisse, Folter und Todesstrafe.
- Ich glaube nicht an der Gott der Henker, an den Gott derjenigen, die sich einbilden, ihnen sei die Entscheidung über Leben und Tod gegeben, weswegen sie die Todesstrafe an Menschen verhängen und vollziehen.
- Ich glaube nicht an den Gott der Regierungen, die ihr Geld für Waffen rausschmeißen, statt den Wohlstand aller zu fördern.
- Ich glaube nicht an den Gott der Regierungen, die atomar aufrüsten und mit dem Einsatz von Atomwaffen drohen.
- Ich glaube nicht an den Gott der Henker, der noch heute überall Menschen ans Kreuz schlagen lässt, an den Galgen bringen lässt, auf dem elektrischen Stuhl oder durch Giftspritzen Menschen hinrichten lässt.
Diesem Gott, diesem menschenfressenden Moloch, diesem satanischen Götzen, widersage ich, widerspreche ich. Diesen Teufel, der sich als Gott tarnt, bekämpfe ich.
- Ich glaube an den Gott des umherirrenden heimatlosen Flüchtlings Abraham.
- Ich glaube an den Gott des Mose, der sein Volk aus Sklaverei und Knechtschaft befreit hat und alle Sklaverei und Knechtschaft hasst.
- Ich glaube an den Gott der jüdischen Profeten, der gesagt hat: Eure Opfer will ich nicht, verhasst ist mir das Geplärre eurer scheinfrommmen Lieder, eurer Orgeln. Gerechtigkeit will ich. Ich will dass Gerechtigkeit fließe wie ein strömender Bach und alle Menschen leben, leben in Freude und Fülle.
- Ich glaube an den Gott Jesu Christi, den Pilatus im Auftrag des römischen Kaisers als Aufrührer am Kreuze hinrichten ließ.
- Ich glaube an den Gott Jesu Christi, der die Menschen nicht nach ihrem frommen Geschwätz beurteilt, sondern nach dem, was sie den Geringsten, Ärmsten ihrer Menschengeschwister getan und angetan haben.
- Ich glaube nicht an den Gott der Kirchenleute, die den Herrschenden nach dem Munde reden, für sie feierliche Messen feiern.
- Ich glaube nicht an den Gott derjenigen, die im Namen Gottes Hexen und Ketzer verfolgten und verbrannten.
- Ich glaube nicht an den Gott der Kreuzritter, die auf dem Weg nach Jerusalem und dort selbst unbeschreibliche Blutbäder anrichteten, massenhaft auch Frauen und Kindern im Namen Gottes umbrachten.
- Ich glaube nicht an den Gott der "katholischen Nationen" Spanien und Portugal, die Lateinamerika eroberten, Indios zu Zwangsarbeit verpflichteten und massenweise töteten im "Namen Gottes".
- Ich glaube nicht an den Gott der Sklavenhändler, der modernen Ausbeuter und Menschenschinder, die Menschen in sogenannten freien Produktionszonen einsperren, dort täglich auch an Sonntagen schuften lassen für einen Hungerlohn, der oft genug nicht ausgezahlt wird.
- Ich glaube an den Gott derjenigen, die sich dagegen wehren, sich solidarisch zusammenschließen und für eine andere, gerechte Gesellschaft ohne Ausbeutung, Krieg und Terror kämpfen.
- Ich glaube an den Gott des Erzbischofs Oscar Romero, der sich entschieden auf die Seite der Armen in seinem Land stellte, die Soldaten zum ungehorsam gegen mörderische Befehle aufrief und deswegen von Leuten, die enge Verbindung zum US-Geheimdienst CIA hatten, während eines Gottesdienstes ermordet wurde.
- Ich glaube an den Gott der sechs Jesuiten aus el Salvador und ihrer Haushälterin und deren Tochter, die sich für die Armen einsetzten und ermordet wurden.
- Ich glaube an den Gott der Brüder Berrigan, die mit phantasievollen symbolischen Aktionen gegen die Kriegsmaschinerie der Supermacht USA vorgingen. (Sie sind auf Militärgelände eingedrungen und haben mit kleinen Hämmerchen Raketen kaputt gemacht)
Ich glaube an den Gott,
der befreit
der tröstet
der Hungernden zu essen geben lässt und Durstigen zu trinken
der Kraft gibt zum Widerstand gegen Ungerechtigkeit und Unterdrückung
Ich glaube an den gekreuzigten Gott,
der die Mächtigen vom Throne stürzt,
der die Armen mit Gütern erfüllt
und die Reichen leer ausgehen lässt
Ich glaube an den gekreuzigten Gott,
der auferstanden ist
und Kraft gibt zum Aufstehen,
zum Aufstand gegen die Herren, die die Welt mit dem Tode regieren
Ich glaube an den gekreuzigten Gott,
der den Menschen Frieden, Schalom verheißt,
wenn sie die Waffen niederlegen und Feindschaft überwinden
Ich glaube an den gekreuzigten Gott,
der Leben verheißt, Leben in Fülle für alle,
wenn die Menschen endlich beginnen zu teilen und Menschen werden.
Reinhold Fertig